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Gude!




© 2000 - 2006
Jan Kretschmer

>> Galerien >> Galerie: VW-Bus Tour 2000 Kommentar abgeben


800 DM -
Unser VW-Bus


Noch nicht weg,
schon müde :)


Abfahrt in der Dunkelheit


Stacheldraht auch
in Frankreich

Flobo, Alex und Jan unterwegs mit einem uralten VW-Bus
Die ungefähre Idee der VW-Bus-Aktion kam uns Fassenacht 2000, als wir gutgelaunt und gut gefüllt :) nach dem Rosenmontagszug im Kiedricher Festzelt saßen, lustige Lieder sangen und halt auch lustige Ideen hatten. So beschlossen wir dann, nach dem Abi mit einem VW-Bus irgendwo hinzufahren wo's lustig ist... Die Ernüchterung kam und lange Zeit lag dann die Idee brach, bis... bis irgendwann um Ostern Flobo an einem Samstag morgen anrief und sagte: Hey Jan, weißt du noch, Fassenacht in Kiedrich? Heute steht hier ein Bus in der Zeitung für 1000 Mark! Daraufhin sind wir dann mit Flobos Vater, Herrn Boos, auf die Ebsch Side zu einem Winzer bei Ingelheim gefahren, wo er dann stand , der Bus: dreckig, stark abgenutzt, neun Sitze und drei Anschnallgurte, aber fahrtüchtig.
Nach einer kleinen, lustigen Probefahrt - wir als Neuwagenfahrer und 1-2 Jahren Fahrerfahrung in einer 20 Jahre alten Gurke, deren Kupplung auf den letzten 5mm kommt und die Bremse nach 3-4 maligen Pumpen richtig zieht - bei der wir testeten ob er auch die 100 schafft und der Rückwärtsgang klappt, hielten wir per Handy kurz Kriegsrat mit Alex, der in Marienthal geblieben war.
10 Minuten später gehörte der Bus uns, schlappe 800 Mark hatten wir letztendlich auf den Tisch gelegt. Herr Boos verdient hier noch mal Dank, er unterschrieb den Kaufvertrag und drückte den Preis. Dann widmeten wir uns wieder Abi und Co, aber langsam liefen die Vorbereitungen an. Die Fahrtroute wurde ungefähr festgelegt - also Eltville, Rhone-Tal, Mittelmeer, Barcelona, Bordeaux, Atlantikküste, Eltville und als Bonus merkten wir noch Andorra vor.

Utensilien wurden zusammengetragen und Hamster-Käufe vervollständigten die Vorbereitungen. Kurz nach dem Abiball ging's dann am 26. Juni früh um 4 los, leere Autobahnen, den entspannende Sound des luftgekühlten 50 PS Zweitakters im Rücken und voller Spannung auf das, was wohl kommen würde. Zuerst wurde Flobos Kartenmaterial gesichtet, was sich als 1:1000000 Autobahn-Übersichtskarte entpuppte! Unser 28,49 Mark teures Autoradio von Wal Markt rockte ununterbrochen durch den einen, original 20 Jahre alten VW-Lautsprecher, den wir zu unser Überraschung im Amaturenbrett entdeckt hatten. In Frankreich angekommen ging's ab auf die Landstraße, wo wir heftige Überholmanöver von 36-Tonnern -200 Meter vor Kuppen- filmten und uns unseren Teil dachten. Nach 8 Stunden Fahrt machten wir die erste Pause unweit der Landstraße direkt an einem umzäunten Gen-Mais-Feld.

Gesprächsthema am ersten, zweiten und allen anderen Tagen war die Doctor Affäre, über die ich jedoch den Mantel des Schweigens hüllen muss (Selbstschutz) Nur soviel: Die Handy-Rechnung vom Doctor war nach dem Urlaub ungewöhnlich hoch... Mit zwei Übernachtungen auf Campingplätzen reisten wir schnell Richtung Mittelmeer. Unser Sammelsurium an Gegenständen erwies sich als recht passabel, wir passten sogar ins Zelt... Desto mehr Kilometer wir zurücklegten, umso wurde wärmer wurde es. Unterwegs auf den einsamen Landstraßen hatten wir immer viel Spaß, hier übe ich gerade für die Bundeswehr :) Zum Rasten war ich nämlich in einen Feldweg eingebogen, der links und rechts von Stacheldraht gesäumt war: Irgendwo können wir bestimmt wenden. Dem war leider nicht so; eine Sackgasse! Über das Wendemanöver, dass ich trotzdem durchführte, wollen wir lieber nichts erzählen, aber der Bus erwies sich als außerordentlich geländegängig...



Am ersten Abend


Einsame Feldwege


Sauburschi's
in Avignon


Doc filmt

>> Galerien >> Galerie: VW-Bus in Südfrankreich


Allein am Strand


Keine Drogen,
sondern Mücken!


Essen und Trinken


Ein Bier zuviel?


Da wir ja nun Abiturienten waren, sollte auch die Kultur nicht zu knapp kommen, so besichtigten wir bei einer Gluthitze Avignon. Wie immer war auch hier die Digital8-Kamera dabei. Nach ziemlich genau 1100 km erspähten wir dann das Mittelmeer, verfuhren uns aber aufgrund unserer bescheidenen Karte, so dass wir abends ziemlich fertig den am Vormittag im ADAC-Campingführer ausgewählten Platz ansteuerten.Der war echt super, unmittelbar am Meer bei Bezier gelegen.
Der Strand war anfangs super leer und der Sand so extrem heiß, dass wir immer etwas an den Füßen tragen mussten. Das Mittelmeer war angenehm kühl und sauber.

Devise: Nichtstun!

Allerdings hatten wir ein massives Mückenproblem, das soweit ging , dass wir uns freiwillig mit einem Anti-Mücken-Mittel vom Doctor einschmierten, das auf natürlichen Stoffen basierte. Kommentar Strandnachbarn: Boah, ihr stinkt nach Kotze! Abends zogen wir uns trotz Hitze freiwillig lange Sachen an, hier sogar die Jacke über den Kopf.

Da am 30.6 mein 19. Geburtstag anstand, gab's lecker Essen, der auch mit großem Hunger verspeist wurde. Bei unseren Kochorgien flogen regelmäßig die Sicherungen raus, kein Wunder: Ein Elektro-Grill, eine elektrische Kochplatte und ein Wasserkocher zogen ordentlich Strom, da wurde sogar das Kabel der Kabeltrommel heiß.Die Abende waren trotz der Mückenplage amüsant, trotzdem will ich hier mal anmerken, dass ich an einem Abend 13 Stiche allein in den rechten Fuß unterhalb des Knöchels bekam! Wegen der Mücken ist auch die dramatische Ich-lass-mich-stechen-und-Ihr-filmt Szene mit unserem Doc entstanden...

Auf diesem netten Campingplatz trafen wir übrigens viele lustige Leute, u.a. Lehrerehepaar Fuchs mit Anhang, die aus dem schönen Wambach keine 10 km entfernt von Eltville stammten. Da diese auch einen Fernseher hatten, kamen wir in den Genuss, das Endspiel der Weltmeisterschaft zu sehen, bei dem in der Verlängerung der Satellit ausfiel, was zu lauten Äußerungen der Unmut auf vielen Sprachen überall auf dem Campingplatz führte. Wir hatten gerade wieder Bild, als wir leider Frankreich gewinnen sahen :( Das Geschrei und die Freude der Franzosen war ohrenbetäubend und dauerte bis in die Morgenstunden.

>> Galerien >> Galerie: Auf nach Barcelona


SMS worldwide


Barcelona!


Doctor Music?!


Was 'ne Anmache

Leider werden nun die Fotos knapp, da wir uns aufs Filmen konzentrierten.

Bald ging's dann weiter Richtung Barcelona, diesmal Autobahn. Die Steigungen der Pyrenäen erforderten alle Kräfte unseres Bus'chens, die Lichtmaschine schaffte es nicht mehr Strom für den Kühlschrank zu liefern und so entleerte sich unbemerkt die Batterie. Als wir nach kurzem Stopp direkt hinter der Grenzstation nach Besuch des Geldautomatens weiterfahren wollten, passierte nach Betätigung der Zündung gar nichts! Etwas ratlos warteten wir kurz und starten dann weitere Versuche; erfolglos. Wir entschieden uns, das die Batterie aufgeladen werden sollte. Wir wollten gerade mit der Kabeltrommel aus der Toilette der Grenzstation Strom für unser Batterieladegerät besorgen, als ein Ford Focus mit Wiesbadener Kennzeichen auf dem Parkplatz direkt neben uns stoppte!
Wir sprachen natürlich sofort die Familie an, die sich aber sofort als "Nix Deutsch, Russkie, Moskau" entpuppte. Mit Händen und Füßen konnten wir dennoch den Russen überreden, uns Starthilfe zugeben. Dabei entpuppte sich der Ford als Leihwagen; der Russe wollte aus Angst um den Motor nicht starten. Letzten Endes einigten wir uns aber, er starte, wir starteten und alle waren glücklich.
Schnell ging's weiter, nach ca. 50km fuhren wir dann von der Autobahn ab auf die Landstraße II, aufgrund unserer tollen Karte mussten wir aber erst in den nächsten Ort fahren, um uns zu orientieren. Zu fuhren wir frohen Mutes Richtung "La Franca"; als plötzlich Schilder auftauchten wie "Europäische Union" und "Grenzkontrolle" wunderten wir uns etwas und vermuteten einen Stadtstaat. Dem war aber nicht so, wir waren nämlich falsch gefahren und nun wieder im schönen Frankreich, einige hundert Meter unterhalb der Autobahn-Grenzstation...
Nach nervenaufreibender, aber aussichtsreichen Fahrt kamen wir dann im Vorort Barcelonas El Masnou bei unserem Campingplatz direkt an der Costa Brava an, zwar direkt an der Straße, aufgrund der Terrassenform aber ruhig und mit tollem Meerblick. Aufgrund der Verkehrssituation entschieden wir uns, mit der S-Bahn nach Barcelona zu fahren. Nach einem leckeren Abendbrot, diesmal trotz Stromanschluss größtenteils auf Gas gekocht, da der Anschluss nur 3 Ampere hergab, gingen wir früh ins Zelt, da wir bereits um sieben Uhr losfahren wollten um der spanischen Hitze zuvorzukommen. Nachts machte uns die Hitze schwer zu schaffen, der Boden unter dem Zelt war mindestens 45 Grad warm... Morgens mit sicherer Stimme Tickets auf Spanisch gekauft, hin und zurück für uns drei für schlappe 990 Peseten. Allerdings wissen wir bis heute nicht wie der Umrechnungskurs war :)
Im klimatisierten Zug ging's nach ca. 15 Minuten unter die Erde, spanisch konnten wir nicht so dass wir einfach kurzentschlossen an der Station ausstiegen wo die meisten Reisenden die Bahn verließen. Volltreffer, wir kamen direkt in der Fußgängerzone wieder ans Licht und in die Hitze. Um 8.30 Uhr zeigten die Thermometer bereits 28 Grad im Schatten an! Wir liefen die Allee Richtung Hafen, unterwegs besichtigten wir noch den Markt, der in einer riesigen, dunklen und uralten Halle geruchsintensiv und beeindruckend stark frequentiert war. Gefördert wurde er übrigens wie ein riesiges Schild verkündete von der Europäischen Union. Weitere Station waren der Hafen, die Kathedrale, ein Schnellrestaurant und ein Internetcafe, von dem emails in die Heimat versendet wurden. Am späten Nachmittag setzten wir uns wieder in einen Zug Richtung Campingplatz, da die Bahnlinie direkt am Meer verläuft konnten wir viele Kilometer des breiten, fast weißen Sandstrand bewundern. Zurück in El Masnou stürzten wir ins erst ins Meer, dann noch in den Pool des Campingplatzes. Abends legten wir unseren müden Füße hoch und chillten bei tollem Abendlicht...
Am nächsten Nachmittag beendeten wir unsere "Aktion Barcelona" und fuhren bei einer echten Gluthitze die Bundesstraße II zurück Richtung Frankreich.

>> Galerien >> Galerie: Begegnungen

Am nächsten Nachmittag beendeten wir unsere "Aktion Barcelona" und fuhren in einer echten Gluthitze die Bundesstraße II zurück Richtung Frankreich. Da wir keinen Campingplatz erreichten, beschlossen wir wild zu campen. Da die Bundesstraße II von Nutten gesäumt war (waren es Transvestiten?) wollten wir etwas abseits der Straße die Nacht verbringen. So bogen wir vielleicht 50 km vor der Grenze in eine kleine Seitenstraße ab und von dort aus auf einen unbefestigten, in einen kleinen Wald führenden Feldweg. Am Waldrand, unmittelbar an einem ausgetrockneten Bachbett, schlugen wir unser Lager auf und setzten Kartoffeln auf. Dann wurde die Umgebung inspiziert: Hinter einer kleinen Kuppe lag ein Bauernhof, der aber recht verlassen schien. Der Wald war typisch mediterran, allerdings war irgendetwas seltsam. Plötzlich wurden wir bei unseren Essensvorbereitungen gestört, eine Hundemeute raste mit lautem Gebell auf uns zu. Der Doctor machte einen RIESEN-Satz in den Bus und verrammelte die Türen und Fenster! Dann filmte er durch das Fenster unsere um die Nase etwas blaß gewordenen Gesichter und die Hundemeute, die sich laut bellend etwa zehn Meter vor uns aufgebaut hatte! Genauso plötzlich, wie sie gekommen waren, verschwand die Meute auch wieder.

Von nun an saß unser Doc im Bus und ließ sich Nahrung durch das Fenster reichen. Er weigerte sich, den Fotoapparat herauszugeben... Daher existiert nun auch kein Beweisbild :(
Flobo machte sich - genau wie ich - über den Doc seine Ängste lustig und imitierte leise ein kurzes Hundegebell, woraufhin sofort eine übelklingende Antwort kam: Die Meute war wieder im Ansturm! Dieses Mal schien Schluss mit lustig zu sein; auch Flobo bemerkte dies und machte nun auch einen Satz in den Bus. Immerhin reichte er mir durch einen Fensterschlitz die Kamera, so dass ich den Angriff festhalten konnte: Bis auf einen Meter näherte sich die überwiegend aus Schäferhunden bestehende Meute an unseren Bus und bellte uns lange und hasserfüllt an. Gott sei dank bewahrheitete sich nochmals die Bauernweisheit "Hunde die bellen beißen nicht!" Aber noch sollte keine Ruhe einkehren...
Die Hunde zogen bis auf einen, der uns noch eine Viertelstunde misstrauisch begutachtete, wieder ab. So kehrten wir uns erneut unsrer Mahlzeit zu. Plötzlich war die Luft erfüllt mit einem anschwellenden Geräusch, das wir nicht interpretieren konnten. Der Doc saß sofort wieder im Bus; Flobo und Ich erkannten rasch die Ursache: Zwischen den Bäumen und im Bachbett näherten sich einige Schafe. Eigentlich ein pittoresker Anblick, aber schlagartig wurde mir alles klar:

Die Hunde warteten auf die Schafe, wir störten sie.
Der Wald sah seltsam aus, weil alles bis auf Brusthöhe abgenagt war.
Auf dem Boden wuchs nichts, weil die Schafe alles platt trampelten.
Aber so eine Verwüstung richtet nicht ein und auch nicht fünf Schafe an...
Es dämmerte mir, dass da wohl noch ein "paar" mehr Schafe aus dem Bachbett kommen würden... ...und was stand wohl zwischen den Schafen und dem Bauernhof? Richtig, wir und unser in unauffälligen Farben gehaltener VW-Bus. Das mit dem unauffälligen wilden Campieren würde wohl nichts werden. Der Rest ist schnell erzählt: Ungefähr 800 Schafe und einige Hunde umströmten uns (Doc saß übrigens im Bus) und staubten alles voll... Diese dramatischen Szenen sind übrigens per Camcorder festgehalten worden. Die Schäfer sahen uns zwar dumm an, machten aber keine Anstalten, irgendwas zu unternehmen. Nach einer entspannten, ruhigen Nacht (kleiner Witz) gingen morgens natürlich alle Schafe mit Anhang denselben Weg zurück, den sie gekommen waren.

>> Galerien >> Galerie: Canal du Midi

Kurz vor der französischen Grenze wurde alles Geld in Grundnahrungsmittel, also Alkohol, umgetauscht, der Tank randvoll gemacht (Benzin war mindestens 40 Pfennig billiger als in Frankreich) und Motoröl nachgefüllt. Derart gewappnet ging's wieder die bereits bekannte Strecke zurück nach La Franca, die Serpentinen nahm unser Bus klaglos hin und die Stimmung war super; endlich war wieder Kommunikation mit Einheimischen möglich und wir konnten wieder richtige Schoko-Croissants genießen. Auf der Landstraße durchfuhren wir die interessante Landschaft der Pyrenäenausläufer, bei Narbonne trennten wir uns von der Mittelmeerküste und folgten dem Lauf des "Canal du Midi" Richtung Atlantikküste.
Inzwischen hatten wir uns vom Gedanken, einen Abstecher nach Andorra zu wagen, nach reiflicher Überlegung abgewendet. Wir wollten erstens den Bus schonen und zweitens rechtzeitig am Atlantik ankommen, wo ja Flobos Freundin wartete. Nachdem wir bereits mit der ersten Etappe Richtung Atlantik knapp die Hälfte hinter uns gebracht hatte, beschlossen wir kurzfristig, drei - vier Tage auf dem Campingplatz in Moissac zu bleiben, der sehr gut ausgestattet auf einer Fluss-Insel liegt und nur schwach belegt war; niemanden störte die Musik und die Frisbee-Scheibe konnte auch nichts zerstören. Diese Tage in Moissac wurden echt die unproduktivsten des ganzen Urlaubs, die einzige Aktion bestand aus dem täglichen Einkauf.
Typischer Moissac-Dialog: "Hm... ich krieg Hunger. Wolln wir Mittagessen? - Ja gute Idee, aber es ist gleich fünf!" Am Vorabend der Abreise wurde es richtig voll auf dem Platz, erstmals konnten wir von unserem Platz aus einen weiteren Camper sehen :) Aus einem VW-Bus aus Gießen, Wohnwagen im Schlepptau, Kanus und Fahrräder auf dem Dach, strömten ein vollbärtiger, genervter Mann, zwei Frauen und unzählbare Kinder, die sofort lärmend überall rumrannten... glücklicherweise standen wir kurz vor der Weiterfahrt! An dem Abend hatten wir übrigens das interessante Gesprächsthema, ob die Blondine dieser Gruppe entweder Frau des Mannes, Verwandte des Mannes oder aber Tochter des Mannes ist. Außerdem erfuhren wir, dass unverschämter Weise dieser Giessener VW-Bus mit einem Diesel-Motor mit unglaublichen 75 PS ausgerüstet war, diese Info machte uns sprachlos vor Neid, da man mit diesem Bus evt. sogar schneller als mit 60 km/h den Berg hochfahren könnte!
Morgens ging's nach kurzer Irritation am Kassenhäuschen -scheinbar konnte man wirklich nicht mit Kreditkarte zahlen! - weiter Richtung Bordeaux und Atlantikküste. Der Verkehr floss gut, wir kamen rasch voran bis plötzlich unsere schöne Straße am Canal du Midi gesperrt war. Die Tour de France löste das folgende Chaos aus: Da ich der Fahrer war, hielt ich neben einem Verkehrspolizisten und fragte, ob wir, wenn wir der Umleitung folgen würden, nach Bordeaux oder zumindest auf die Autobahn nach Bordeaux kommen würden. Dieser nickte und sagte: "Oui, c'est la route vers Bordeaux". Nach ca. 15 km kamen uns da aber Bedenken, da wir durch absolut kleine Q-Käffer Richtung Süden fuhren, aber in einen großen Ort im Westen wollten. So kehrten wir um; beim erwähnten "Polizisten", der aber eher dem typisch naiven, primitiven und absolut inkompetenten französischen "Gendarm" entspricht, hielt ich noch mal an und sagte ihm in deutlichen Worten, was ich vom französischen Umleitungssystem Köpfen" halte. Diese Szene ist übrigens vom Doc gefilmt worden, nicht dass hier jemand denkt, ich erzähl hier Märchen :) Nach einem Umweg von vielleicht 50km erreichten wir nun endlich wieder die richtige Nationalstraße, die bis Bordeaux durch herrliche Allen führte. Alle paar hundert Meter stand ein Kreuz, aber das verwunderte uns nicht bei den französischen Gepflogenheiten; wir haben etliche Minuten Film-Material, mit dem - in Deutschland - einige Fahrzeugführer ihren Lappen 100% verlieren würden.
Nachmittags kamen wir endlich in Bordeaux an, besser gesagt fanden wir uns plötzlich und ohne Vorwarnung in der Innenstadt wieder. Einige orientierungslose Minuten vergingen, ehe wir ein Hinweisschild "Office du Tourisme" entdeckten. Wir folgten den Hinweisschildern, allerdings leiteten diese in die Irre, typisch Franzosen-Planung! Nachdem wir also kein "Office du Tourisme" gefunden hatten, hatten wir natürlich auch keinen Stadtplan und keinen Plan, wo wir einen Campingplatz finden könnten. Daher fuhren wir weiter ziellos in Bordeaux rum, bis wir am Hauptbahnhof vorbei kamen. Als schlaue Abiturienten dachten wir, dass wir am ehesten dort Infos bekommen würden. Daher parkten wir und ich machte mich auf die Suche nach unseren ersehnten Infos. Schnell fand ich das Touristenbüro - die Verkehrspolizistin die ich energisch von hinten ansprach hatte sich ganz schön erschreckt :)
Aber... die Uhr zeigte 16:01 Uhr, und da schließt halt das abseits, fern aller Verkehrswege liegende Touristenbüro in dieser kleinen und unbedeuteten Stadt, die sehr selten und wenn dann auch nur zwischen 14 und 16 Uhr von Touristen besucht wird... Nicht mit einem Rheingauer Sauburschi! Dacht's und schritt erhobenen Hauptes in die Zentrale des Busbahnhofes und bestand auf der Herausgabe einer Adresse eines Campingplatzes in Bordeaux. Nachdem die Dame minutenlang so etwas wie die Gelben Seiten durchsuchte (konnte sie lesen?) fand sie was ich wollte und schrieb mir den Namen des Platzes zusammen mit einer Telefonnummer auf. Als ich nach der Adresse fragte murmelte sie irgendwas von wegen altes Telefonbuch; deutete aber mit ihren Fingern auf die Karte, die das Busnetz von Bordeaux darstellte, auf eine Fläche von der Größe eines DIN A4 Blattes, wo dieser Platz ungefähr liegen würde. Das ist ungefähr so wie wenn man nach der Zeil in Frankfurt fragt und als Antwort "Vermutlich im Zentrum" erhält...
Mit besagter Bus-Karte, in der natürlich keine Straßennamen eingetragen waren, fuhren wir dann auf Gut Glück los, aber diesmal verließ es uns, das Glück. Entnervt und sauer gaben wir nach einer halben Stunde die Suche nach der Nadel im Heuhaufen auf und beschlossen, dass wir von dieser Stadt definitiv genug gesehen hatten. Daher wollten wir direkt an den Atlantik zu Flobo's Freundin fahren. Leider mussten wir dazu genau auf die andere Seite der Stadt! Die sich anschließenden, emotionsgeladenen Momente will ich Euch ersparen, aber die Moral der Geschichte gebe ich gerne weiter: Bordeaux ohne Karte zu besuchen ist BULLSHIT. Fix und fertig kamen wir Stunden später auf dem ca. 60-70km von Bordeaux entfernten Platz im oberen Drittel der Halbinsel an.

>> Galerien >> Galerie: Atlantik Küste und Heimfahrt


Sommerregen


Auf dem Heimweg


Erinnerungen


Glücklich am Ziel

Schnell richteten wir uns auf dem Platz ein, von der Hitze am Mittelmeer war nun nichts mehr zu spüren, dafür aber wehte ein mit Nieselregen durchsetzter Wind. Flobo und Tina waren glücklich, Alex und Ich freunten uns auf die Wellen des Atlantiks. Aufgrund des wechselhaften Wetters stand allerdings ein Alternativprogramm auf dem Plan, dessen Höhepunkt das GoKart-Fahren war, bei dem wir, zusammen mit Campingplatznachbarn, die ganze bahn für uns beanspruchten und fuhren wie die Henker. Nach endlosen Kilometern im Bus endlich wieder rasen!
Die Sicherheitsvorkehrungen auf der Bahn waren übrigens katastrophal... Am dritten Tag fuhren wir endlich ans Meer, der Bus durfte sich ausruhen da wir bei Tina mitfuhren. Der Unterschied Mittelmeer - Atlantik ist wie Tag und Nacht:

Schluss mit lustig. Die Brandung ließ mich wie ein Ball herumspringen, aber Spaß hatten wir allemal mit den Bodyboards. Am Strand waren wir übrigens alleine mit einer Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg, die deutsche Wertarbeit trotzt immer noch Wind und Wetter, die 50 Jahre Alter sieht man nirgendwo. Der Hauptbunker ragte zur Hälfte ca. 8 Meter hoch über dem Meer in der Luft, da die Düne sich im laufe der Zeit verlagert hatte. Aufgrund der Witterung verlagerte sich das Geschehen in den Bus, eines Nachts wurde der Sturm so stark, dass Alex und Ich aus dem Zelt in den Bus umzogen. Flobo hielt das Zelt am Boden und bekam nichts mit!


Nach 6 Tagen hatten wir keine Lust mehr auf das seltsame Wetter und traten den Heimweg an. Nach einer abenteuerlichen Bootsfahrt über die Gironde kamen wir in einer hoffnungslos überfüllten Stadt namens Royan an, wo wir erst mal 2 Stunden im Stau verbrachten: 5 Stunden nach Abfahrt am Campingplatz hatten wir gerade mal 50 Kilometer Luftlinie zurückgelegt! Das war uns entschieden zu langsam, wir fuhren übelste Wege -übrigens auf gut Glück nach dem Motto: "Ene mene Miste und links!" Wie durch ein Wunder kamen wir schnell auf der richtigen Route National an, die seltsamerweise fast menschenleer war! Vermutlich steckten alle noch in diesem Ort am Meer fest...
Langsam aber stetig fuhren wir pausenlos Richtung Deutschland, Route Poitiers - Chateauroux - Bourges - Auxerre - Nancy. Dort ging's endlich auf die Autobahn und über Metz nach Saarbrücken. Die große Distanz legten wir bis Nancy ausschließlich auf Landstraßen zurück, die uns fast unheimlich erschienen, da wir teilweise über eine Stunde fuhren, ohne das wir einem Fahrzeug begegneten oder durch eine beleuchteten Ortschaft fuhren. Erstmals verstand ich den Spruch mit den hochgeklappten Bürgersteigen wirklich. Unterwegs hatten wir teilweise massive Bedenken, die Reichweite mit einer Tankfüllung von ca. 350 km war extrem knapp bemessen; einmal tankten wir 39,8 Liter bei einem Tankvolumen von 40 Litern! Hätten wir eine Panne irgendeiner Art gehabt, in der Nacht von Samstag auf Sonntag hätten wir keine Chance gehabt... Am Sonntag um 5 Uhr in der Früh erreichten wir Eltville, wie durch ein Wunder machte unser Bus keine Probleme trotz 18 Stunden fast ununterbrochener Fahrt. Ich werde mein Lebtag diese Qualität von VW nicht vergessen. Nach ein paar Stunden Schlaf wurde ich von köstlichen Gerüchen geweckt, Mittagessen! So stellt man sich das vor :)


Unseren Bus haben wir mit einer Träne im Auge bald darauf für 1000 Mark wieder verkauft, unsere Transportkosten beliefen sich nun nur noch auf das Benzin!
Ich kann jedem empfehlen, mit einem VW-Bus eine Tour, egal wohin, zu machen. Jeder wird sehr schnell den Zweitakter-Sound lieben ! Unser Bus hatte übrigens etliche Vorbesitzer gehabt, die ihn sicher nicht mit Samthandschuhen angefasst hatten, so konnte man unter anderem noch die Schriftzüge eines Fliesenlegers erkennen. Der Winzer, bei dem wir ihn kauften, setzte ihn ein, um Polen in den Weinberg zu fahren; und als er fragte, was wir damit vorhätten und wir unsere Idee vorstellten, sagte er:

"Dann viel Glück, ich bin noch nie weiter als 60 km am Stück mit dem Bus gefahren..."